Wieder mal ist das Meer ganz verstört, aufgeschreckt durch die Wasserfluten, die nachts den Himmel verlassen haben, während Tazacorte friedlich schlummerte. Da klopfte es nicht nur auf mein Dach und an mein Fenster ohn‘ Unterlass, sondern da wurde auch das selbstreinigende Meer von oben heftigst geduscht und zieht nun ziellos mit seinen Wellenkämmen in jegliche Richtung, ganz ohne Exerzierordnung und Eleganz. Die im Sonnenlicht silbern schimmernden Wogen weit draußen leuchten zu mir herüber und zeugen von der Verwirrung dieses kleinen Zipfels des großen Ozeantuchs hier vor meiner palmerischen Haustür. Dabei weiß das Meer doch gar nichts vom Weltgeschehen. Es spiegelt das Durcheinander, das gerade herrscht jedoch auf seine unnachahmliche Art und hat wie auch wir Menschen im Moment keine genaue Vorstellung davon, wie es jetzt weitergehen wird.
Schlagwort: Meer
Endlich habe ich heute mal einen Ausflug bis ans südliche Ende der Insel gemacht. Nun habe ich also die eine Seite so ungefähr angeschaut. Die andere Seite wird aber noch mehr Zeit in Anspruch nehmen, weil man ja jeweils erst über die Insel fahren muss und auf der drüberen Seite dann hin oder her nach Nord oder Süd. Mein Weg heute führte mich jedenfalls nach Fuencaliente.
Heute hab ich erstmal weiter meine Wunden geleckt, bzw. mit meiner ungleichgewichteten Wirbelsäule möglichst platt im Bett gelegen, damit sie sich aushängt. Judith und ich haben beschlossen, dass das Wort Shavassieren Einzug in den Duden halten musst. Heute habe ich mich dafür wieder inaktiv eingesetzt. Als ich dann das Gefühl hatte, es geht wieder so halbwegs, hab ich mir einen halben Weg zugemutet, nämlich bis zum Strand, wo heute immer noch die Brecher brechen und die Wogen wogen.
Heute war mal wieder Frühaufstehertag, jedenfalls früh für mich, denn 9 Uhr ist normalerweise noch meine Schlafenszeit. Ich habe es aber hingekriegt und war dann um 11 am Hafen, um mich mit der heutigen Malgruppe von Leon zu treffen. Wir machten mal wieder kurzweilige Übungen im Gehen und Pollersitzen und kritzelten wild herum, um uns locker zu machen. Eine Teilnehmerin hatte Geburtstag und es gab sogar Sekt und selbstgebackene Quiche. Wie schön! Derart beschwingt ließ Leon uns dann auf die Schiffheit los. Irgendeine Szene aussuchen und dann loslegen. Ich habe mich heute tatschlich ordentlich reingesteigert und die gesamte Zeit nur mit einem einzigen Bild von einem im Hafen liegenden grünen Ausflugsschiff verbracht. Damit werden Delphinbeobachtungstouren gemacht. Leon kam immer wieder vorbei und gab mir Tipps, wo ich noch etwas verändern konnte, bis die Zeit dann um war. Besprechung!
Weiter geht es im Shavassier-Tempo. Wenn man es einen Tag krachen lässt und dann zwei Tage rumhängt und es sich einfach gut gehen lässt, erweitert sich eine Woche in Nullkommanix auf drei Wochen. Ich entdecke hier die Langsamkeit, versuche mal zu erfühlen, wie es ist, tatsächlich Zeit zu haben, das mit allen Sinnen zu genießen, ohne durch irgendetwas getrieben zu sein und irgendwas zu müssen. Aber durch diese Zeitverbreiterung, so als falte mein ein großes Tuch aus oder rolle einen Teigklumpen für ein ganzes Blech flach, bekam ich das Gefühl, dass mir leider „nur noch zwei Monate“ von den dreien bleiben, was mir ja doch anfangs als eine unglaublich lange Zeitspanne vorkam. Und dass mir zwei Monate eigentlich gar nicht mal reichen.
Der Abreisetag meiner Land Lady ist in bedrohlich greifbare Nähe gerückt, dennoch stehen die Koffer für Sri Lanka immer noch gähnend leer im Wohnzimmer. Ich muss schon sagen, als ich mir überlegt habe, was ich für drei Monate hier brauche, habe ich schon ein bisschen früher mit Packen angefangen! Und trotzdem lauter falsche Sachen mitgebracht. Ich hätte viel mehr trägerlose Sommerkleider gebraucht und nicht so viele Jacken. Außerdem habe ich zwei lange Jeans dabei, bräuchte aber Bermudas und Röcke. Was soll‘s, das wird sich auf der Insel finden lassen. Hoffentlich auch ein schicker Koffer, um die Sachen dann in einem weiteren Gepäckstück nach Hause zu befördern!