Wiederum habe ich heute Kritzelkrakel-Bilder aus unseren Übungssessions ein bisschen nachgemalt. Es macht mir Spaß, aus meinen lausigsten Bildern noch irgendwie was rauszuholen. Ein richtiger Künstler könnte natürlich noch mehr damit anfangen, aber man muss auch mal klein anfangen. Es erinnert mich daran, wie ich noch ganz winzig war und auf dem Papier einfach Schmierischmari gemacht habe, und dann hat meine Mutter, die Modezeichnerin, aus irgendwelchen Kritzelschlingen, die ich aufs Papier gebracht habe, Gesichter und Tiere herausgearbeitet, so dass plötzlich etwas Tolles entstand. Leider hat sie das nur dreimal gemacht, aber heute ist es mir wieder eingefallen, wie stolz ich darauf war, dass wir gemeinsam so wunderbare Werke geschaffen haben. Ich hätte das gerne noch viel öfter gemacht, aber meine Mutter sprang leider nicht mehr drauf an.
Schlagwort: Berge
Und wieder hat die Insel über meinen Kopf hinweg entschieden, was ich zu wollen habe. Ihr erinnert euch an meine erzwungenen Vulkanbegegnungen. Heute durfte ich zunächst noch frei entscheiden und zum Markttreiben in Puntagorda fahren. Ich habe allerdings mehr fotografiert als gekauft. Das lag auch hauptsächlich daran, dass es da insbesondere Obst, Gemüse und Kuchen gab, weniger andere Sachen – nur ein bisschen Kunstwerkhandwerk und bedruckte T-Shirts. Frische Maracujas kaufte ich aber gerne. Mit einem Stück Kuchen und einen Ginseng-Kaffee mit Meringue-Eis saß ich dann glücklich nach langem Anstehen auf der Terrasse und fühlte mich durch den Ginseng gleich unsterblich.
Puh, heute war ein anstrengender Tag! Sehr schön, aber für mich außergewöhnlich fordernd. Leon, der Zeichenlehrer ist nämlich für alle möglichen Überraschungen gut. Die heutige bestand darin, dass ich wohl eher flüchtig gelesen habe, was auf dem Programm stand und dann auch dachte, das wird nicht weit weg sein, und man kann mit dem Auto hinfahren. Ich trat also blauäugig in meinem grünen Sommerkleid an. Als ich vor dem Wegfahren in den Kofferraum schaute, fiel mir auf, dass mein Mantel nicht da drin war, und auch die warme Jacke nicht, die ich am Abend immer brauche, wenn Spaghettiträger nicht mehr ausreichen, aber da mir nicht bewusst war, was heute bevorsteht, nickte ich nur zufrieden mit mir selbst, dass ich wenigstens die Turnschuhe und eine dünne Jacke da liegen sah. Wieder zur Wohnung hoch wollte ich nicht nochmal, der steile Weg nach oben ist nicht so mein Ding, und ich wollte auch rechtzeitig da sein.
Der heutige Tag begann für mich viel zu früh. Musste den Wecker stellen, (und das im Urlaub!), und hatte infolgedessen so ein Schwindelgefühl bis nachmittags. Ich fuhr dann zu der Autovermietung, und die vermeintlich bösartige Macke meines Autos stellte sich als lächerlich heraus. Ich hätte nur 3x auf den Scheibenwischerhebel drücken müssen, dann wär das Leuchtsignal weg gewesen. Gut, dass man mir das nicht gleich am Telefon mitgeteilt hat, und ich extra nach Los Llanos fahren musste, damit man mir das sagte. Ihr erinnert Euch – das ist der Ort, bei dem mich das Navi letztes Mal auf den Vulkan gebracht hat. Diesmal hab ich mir die Karte angeschaut und bin frei Schnauze gefahren. Zack, war ich dort!
Gerade komme ich vom Flughafen auf der anderen Seite der Insel zurück, an dem ich nun meine Vermieterin Judith abgeliefert habe. Sie hat noch weite Reisen vor sich und sagt, sie habe ein gutes Gefühl, wenn sie sich vorstellt, wie ich bei ihr daheim gemütlich auf der Terrasse sitze und Worte in den Laptop fließen lasse, so wie sie das mit mir ja erlebt hat – trautes Zweisamkeitsgefühl beim Hacken in den Rechenknecht.
Gleich nach dem Aufstehen, während ich noch versuche, das zweite Auge ebenfalls zu öffnen, begegnet mir im Gang die Zimmerwirtin. „Was kann ein Tag schon bringen, der mit einem Morgen beginnt?“ frägt sie mich und zeigt damit, dass sie in Sekundenbruchteilen erfasst hat, wie mein Befinden gerade ist. Draußen verröchelt immer noch theatralisch ein Hahn seine Seele, während ein Kumpan, mit dem er sich unterhält, japsend, quietschend, lächerlich verzweifelt Gegenwehr leistet. Möglicherweise bereiten sie sich schon auf ihr Schicksal zur Weihnachtszeit vor.