Autor: Manuela Hoffmann-Maleki Seite 3 von 11

Unter den Blinden ist die Einhändige Königin. Aufpeppen meiner Hafenskizzen mit der linken Hand

Gordische Knoten und deren Auflösung

Nach den gestrigen Exzessen am Lenkrad machte sich heute Nacht irgendwas im Bereich des Nackens ganz fürchterlich bemerkbar, so dass ich stundenlang wach lag und mir überlegte, was genau mein Körper mir jetzt sagen will. Wollte er mich nur darauf hinweisen, dass so viel Serpentinen die Muskulatur nicht unerheblich beanspruchen? Oder dass ich mit meinen Absprunggelüsten einfach drüber hinweggegangen bin, dass ich ja keine gesunde Mittzwanzigerin bin, sondern ein angehendes altes Wrack mit Aufenthaltsberechtigung auf Zeit? Quasi prophylaktisch schon mal zeigen, wie das wäre, wenn man sich noch einen Halswirbel ausrenkt zu all dem kaputten Rest dazu?

Die Insel von ganz oben

Fleißaufgaben

Und wieder hat die Insel über meinen Kopf hinweg entschieden, was ich zu wollen habe. Ihr erinnert euch an meine erzwungenen Vulkanbegegnungen. Heute durfte ich zunächst noch frei entscheiden und zum Markttreiben in Puntagorda fahren. Ich habe allerdings mehr fotografiert als gekauft. Das lag auch hauptsächlich daran, dass es da insbesondere Obst, Gemüse und Kuchen gab, weniger andere Sachen – nur ein bisschen Kunstwerkhandwerk und bedruckte T-Shirts. Frische Maracujas kaufte ich aber gerne. Mit einem Stück Kuchen und einen Ginseng-Kaffee mit Meringue-Eis saß ich dann glücklich nach langem Anstehen auf der Terrasse und fühlte mich durch den Ginseng gleich unsterblich.

Geburtstagsmalfeier

Wasserfarben

Heute war mal wieder Frühaufstehertag, jedenfalls früh für mich, denn 9 Uhr ist normalerweise noch meine Schlafenszeit. Ich habe es aber hingekriegt und war dann um 11 am Hafen, um mich mit der heutigen Malgruppe von Leon zu treffen. Wir machten mal wieder kurzweilige Übungen im Gehen und Pollersitzen und kritzelten wild herum, um uns locker zu machen. Eine Teilnehmerin hatte Geburtstag und es gab sogar Sekt und selbstgebackene Quiche. Wie schön! Derart beschwingt ließ Leon uns dann auf die Schiffheit los. Irgendeine Szene aussuchen und dann loslegen. Ich habe mich heute tatschlich ordentlich reingesteigert und die gesamte Zeit nur mit einem einzigen Bild von einem im Hafen liegenden grünen Ausflugsschiff verbracht. Damit werden Delphinbeobachtungstouren gemacht. Leon kam immer wieder vorbei und gab mir Tipps, wo ich noch etwas verändern konnte, bis die Zeit dann um war. Besprechung!

Blick entlang eines trockenen Flußbetts in Los Llanos in den Sonnenuntergang

Fremd- und Selbstbeobachtung

Gerade komme ich ganz beschwingt nach Hause zurück. Heute Abend war ich nämlich im Kulturhaus in einem sehr angenehmen kleinen Jazzkonzert von Sabine Essich und verschiedenen Musikern, von denen der Gitarrist nur 21 Jahre alt war, aber echt was auf dem Kasten hatte. Die anderen waren für eine Veranstaltung, die morgen stattfindet, aus Barcelona hergeflogen und gaben heute ein kleines Gastspiel. Morgen ist dann Flamenco-Jazz. Da ich kein Flamencofan bin, weiß ich nicht, ob ich da auch hingehen will. Mal sehen, wie sich der Tag entwickelt, wo ich ja am Morgen schon einen weiteren Kurs bei Leon habe. (Heute hab ich übrigens nur eine kleine Collage gemacht und Malutensilien gekauft). Vielleicht kann ich mich dann mit dem Malen von Wasser besser anfreunden, wenn er Tipps gibt. Im Konzert traf ich auch zwei liebe Damen, die ich vom Malkurs kenne.

Das Meer ist heute übergeschnappt

Wie hätten wir es denn gern?

Weiter geht es im Shavassier-Tempo. Wenn man es einen Tag krachen lässt und dann zwei Tage rumhängt und es sich einfach gut gehen lässt, erweitert sich eine Woche in Nullkommanix auf drei Wochen. Ich entdecke hier die Langsamkeit, versuche mal zu erfühlen, wie es ist, tatsächlich Zeit zu haben, das mit allen Sinnen zu genießen, ohne durch irgendetwas getrieben zu sein und irgendwas zu müssen. Aber durch diese Zeitverbreiterung, so als falte mein ein großes Tuch aus oder rolle einen Teigklumpen für ein ganzes Blech flach, bekam ich das Gefühl, dass mir leider „nur noch zwei Monate“ von den dreien bleiben, was mir ja doch anfangs als eine unglaublich lange Zeitspanne vorkam. Und dass mir zwei Monate eigentlich gar nicht mal reichen.

Meine beiden letzten Tage im selbstgemalten Bild, Puerto von Tazacorte und Plaza de La Glorieta in Las Manchas

Buntschwarz

Über die letzten beiden Tage darf ich berichten, dass ich wieder ganz zufrieden mit mir bin. Den bereits angenutzten Shavassiertag hatte ich noch mit einem Neu-Bezug von Judiths Spezialbett auf der Terrasse weitergeführt. Andere Leute bringen als Souvenirs von fremden Orten handwerklich begeisternde Dinge mit, ich mache dies im Sinne des Wortes, aber irgendwie doch ganz anders. So brachte ich damals aus Athen einen Engländer – nein nicht missverstehen, ich meine die Zange! – und einen Küchenvorhang aus Holz nach Hause, und diesmal kam ich von Santa Cruz zurück mit einem Inkontinenzbettlaken und einem Malerteppich (gegen Tropfflecken beim Pinseln). Mit solchen ist nämlich das Krankenhausbett oben auf der Terrasse ausgestattet, um sich gegen die Witterung zu behaupten. Nur hat es hier letzthin so derart ge-wittert, dass die nur noch am seidenen Faden in Fetzen hingen. Nun ist alles so gut wie neu, tschakka!

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