Nach den gestrigen Exzessen am Lenkrad machte sich heute Nacht irgendwas im Bereich des Nackens ganz fürchterlich bemerkbar, so dass ich stundenlang wach lag und mir überlegte, was genau mein Körper mir jetzt sagen will. Wollte er mich nur darauf hinweisen, dass so viel Serpentinen die Muskulatur nicht unerheblich beanspruchen? Oder dass ich mit meinen Absprunggelüsten einfach drüber hinweggegangen bin, dass ich ja keine gesunde Mittzwanzigerin bin, sondern ein angehendes altes Wrack mit Aufenthaltsberechtigung auf Zeit? Quasi prophylaktisch schon mal zeigen, wie das wäre, wenn man sich noch einen Halswirbel ausrenkt zu all dem kaputten Rest dazu?

Ich konnte es in der Nacht nicht herausfinden. Oder ob ich mir etwas aufgehalst habe, was ich nicht schultern kann, ob ich mich be-schwert habe, etwas seinen Fuß auf meinen Hals gesetzt hat, ich mir etwas aufgebürdet habe. Die Schmerzen sind zwischen der Halswirbelsäule und dem Schulterblatt, und ich habe alle möglichen gymnastischen Bewegungen bereits in der Nacht ausprobiert, die aber nichts gebracht haben. Erschöpft schlief ich dann gegen halb sieben ein mit einem kleinen winzigen Kissen, das ich in Judiths Bett fand, als einzige Lagerungsfläche für meinen Kopf.

Beim Erwachen dachte ich erstmal, es sei vorbei, aber sobald ich mich bewegte, wurde ich eines Besseren belehrt. Ich hatte dann ein langes Coaching, was möglicherweise auch der Grund war – dass mein Unterbewusstsein vielleicht vermeiden wollte, diese alten Probleme endlich mal zu lösen, und deshalb meine Selbstfindung sabotieren wollte. Es war ja ganz gemütlich mit dem alten Mist in meinem Leben. Der verkrustete Mist, der von außen Struktur gibt. Wenn man aber alles zerbröselt und runterkrümeln lässt, gibt es da auf einmal so viel Platz, und wenn man noch die Energie von den anderen Leuten zurückholt, die einem in so einem Leben begegnet sind, entsteht da so ein Gewabere von Energiewolken, die erstmal wieder zusammengehalten und konzentriert werden müssen. Entwässrigt, versubstanziert. Dann braucht es irgendeine neue Struktur, und die ist noch nicht da. Vielleicht war die Angst davor groß.

Nun habe ich dies alles also zugelassen, habe eine 49-stellige Anzahl (!!!) an Leidensfaktoren zurückgegeben, die mir in meinem Leben durch die Verbindung mit einer bestimmten Person in diesem und vorherigen Leben zugemutet wurden, oder die anzunehmen ich mich selbst damals bereiterklärt habe. Bis dass der Tod Euch scheidet. Wir schieden uns aber schon davor, und das Leid zipfelte weiter in mir herum, würgte und schnürte ein, stachelte und piesackte, hemmte und bändigte mich, stumpfte mich ab und verstummte mich, dämpfte mein Wohlbefinden und meinen Forscherdrang.

Aus diesem Mindset herauszukommen hat mich schon sehr viel Zeit und unglaublich viel Kraft gekostet, und Verluste innerhalb meiner Familie. Einen Sohn, der sich absentiert hat. Alles sind Dinge, die weh tun. Ob so etwas sich dann körperlich manifestiert, wenn man „ans Eingemachte“ gehen will, und die Konserven zu öffnen beabsichtigt? Heute haben wir jedenfalls begonnen.

Gleichzeitig löst sich anscheinend ein Knoten für meinen „verbliebenen“ lieben Sohn, und ich gönne es ihm so, wenn sein Leben wieder Fahrt aufnimmt und freudige Lichter aufleuchten. Heile dein Leben, und du heilst das deiner Ahnen und deiner Nachkommen. Ich wünsche mir sehr, dass das so geschehen möge.

Heute habe ich dann nach dem Coaching sehr lange geschlafen, ich war unglaublich erschöpft und wie ausgewalkt und durchgeknetet. Ein Hefeteig, der vor sich hin blubbert und aufgeht, aber erstmal noch nicht weiß, wozu er dienen wird, bis eine kundige Hand ihn in eine schöne Form bringt und was aus ihm zaubert.

Eine kundige Hand auf meinem Nacken wäre auch nicht schlecht, aber erstmal versuche ich es mit einem Muskelrelaxans. Einmal hatte ich eines genommen, als ich noch studierte, und dann wachte ich auf, und konnte zwar noch denken, aber nicht einmal einen Finger bewegen. Ich hatte im Laufe des Tages ein Glas (nur eines!) Wein getrunken, und das vertrug sich mit dem Medikament nicht. Ich hatte eine Wahnsinnsangst, denn ich dachte, das wäre jetzt permanent, ein Schlaganfall oder ähnliches, aber zum Glück hörte die Lähmung nach etwa einer Dreiviertelstunde wieder auf. Seither habe ich total Manschetten vor solchen Medikamenten und lasse mir keine verschreiben. Heute probiere ich es mit einem Glas Rotwein. Vielleicht hat das ja einen Placeboeffekt, und morgen bin ich wieder wie neu!

Nach meiner langen Schlafenspause habe ich mir auf der Terrasse mit der linken (unkundigen) Hand vier Skizzen von den Hafenszenen vorgeknöpft. Koloriert und mit Kohle „bekräftigt“. Die Bilder haben eine ganz andere Anmutung als die mit der rechten Hand gemalten, aber ich finde sie dennoch irgendwie total schön und freue mich an ihnen. Die Malmeditation ließ mich den Schmerz sogar vorübergehend ganz vergessen, ich war so im Flow. Wie Zeichenlehrer Leon es nennt, hatte die Muse zugebissen. Vielleicht hilft der Musenbiss in homöopathischer Weise als Gegenschmerz gegen den Schmerz, so dass sich Schmerzberg durch Schmerztal ausgleicht und auf Null setzt, so wie die Hahnemann’sche Medizin eben wirkt. Dann soll es mir recht sein! Malen als Therapie wird nicht schaden. Nun habe ich also etwas Neues entdeckt, dass gegen meine physischen Missstände wirken kann. Toll!

Hafenszenen, mit der linken Hand bearbeitet
Hafenszenen, mit der linken Hand bearbeitet

Abends machte ich mir Bratkartoffeln, ein Gefühl von Heimeligkeit geht von ihnen aus. Ein inneres Bratkartoffelessen nennt meine Schreiblehrerin Nadine manches Wohlgefühl, und somit habe ich mir heute in mehrfacher Hinsicht versucht, Gutes zu tun. Manches braucht allerdings Zeit. Zum Beispiel die Antwort von meinem Arzt in Dubai. Aber ich glaube, mein Body hat mich schon Mores gelehrt, ich sollte wohl die Tirolina nicht selbst befahren. Wenn ich körperliches Unwohlsein haben will, geht das auch ganz ohne spezielle Happenings.

PS: Nein, liebes Universum, ich will vollständig gesund sein und mich so wohl und zufrieden fühlen, wie es gestern war. Nimm mal das bitte als Zielzustand. Danke.

Every cloud has a silver lining!
Every cloud has a silver lining!

© 2024 Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.