Es war Sommer, Sommer in der Stadt. Wie im Cliché aus den Songs aus meinem bayerischen Umfeld flanierte ich an der Münchner Leopoldstraße entlang, tropfte mit meinem Eis kleine Pfützchen auf den Boden, und meine luftige dunkelrosa Hose unter dem hellrosa Blazer flatterte ein bisschen im lauen Abendwind. Meine Haare wehten hinter mir wie eine Wolke und ich wusste, dass ich auf meinen hohen Schuhen der Traum manches Mannes schlafloser Nächte war. Alles an mir war wohlgewachsen und saß genau an Ort und Stelle.
Ich setzte mich wie ausgemacht auf einen freien Platz im Café unter den Bäumen und beobachtete, wie teure Nobelkarossen vorfuhren und verbotswidrig parkten. Man konnte sich das ja leisten. Endlich kam mein Liebster angeschlendert. Seit neuneinhalb Monaten waren wir bereits zusammen. Lässig mit der Jeansjacke an einem Finger über der Schulter schlenkernd kam er heran. Er hatte so eine fantastische Figur, und seine grünen Augen erstaunten mich immer wieder mit dem vollen schwarzen Wimpernkranz. Er hatte herrlich lockige schwarze Haare, einen feschen Bart und wunderbar braungebrannten Haut. Es war mir so ein Bedürfnis, ihn immer und immer wieder wissen zu lassen wie toll ich ihn fand.
Er schaute nur alibimäßig in die Speisekarte, denn er wusste bereits, was er bestellen würde. Natürlich wieder die Penne al Gorgonzola. Immer dasselbe. Er konnte sich wirklich reinsetzen, so gut schmeckten sie ihm. Während wir einträchtig vor uns hinschnabulierten und ich ihn verliebt ansah und mich an seinem guten Aussehen ergötzte, bekam er plötzlich einen sehr ernsten Gesichtsausdruck. Und dann sagte er zu meinem Entsetzen: „Sag mir bitte ja nie wieder, du liebst mich. Ich kann es nicht mehr ertragen. Ich sehe es dir an, dass es gleich wieder aus deinem Mund kommt. Und das turnt mich so ab. Sag mir lieber, ich lieb dich nicht, dann ist alles in Ordnung. Übrigens, morgen fahr ich nach Pforzheim, dann komm ich so schnell nicht wieder.“
„Wieso, was ist in Pforzheim?“
„Meine Frau.“
„Du hast eine Frau?“
„Ja, und gestern ist unser Mädchen auf die Welt gekommen. Rosanna soll sie heißen. Ich muss hin und für die beiden da sein.“
„Euer Mädchen? Ist es von Dir?“
„Ja klar. Von wem soll es denn sonst sein?“
© 2024 Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.
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