Ein Lichtausbruch über Tazacorte, wie ein feuerspeiender Vulkan

Viele Glücksfälle und eine Pleite

Da ich früh aufgestanden war, um zwei Stunden Coaching zu meiner sonst nachtschlafenden Zeit mitzumachen, hatte ich die Gelegenheit, noch einen Flohmarkt im Nachbarort Argual zu besuchen. Rastro heißt der Flohmarkt hier. Es waren recht nette Sachen angeboten, vielfältig, sehr viel davon handgearbeitete Sachen. Ein kleiner alter Mann kam sehr langsam und eindrucksvoll mit einem schwarz-weißen Stock daher und sah sehr interessant aus, als hätte er ein großes Leben geführt. Ein Unikum. Ich durfte ihn ablichten. Mit mehreren Standbesitzern (m/f/d?) konnte ich nette Gespräche führen, ein selbst erfundenes und gebautes Brettspielchen mit dem Hersteller spielen und bekam an zwei Ständen das schöne Kompliment, ich hätte so eine gute Ausstrahlung. Das hört man doch wirklich gern!

Der einen älteren Dame hatte ich in dem Moment, als sie das zu mir sagte, fast etwas Ähnliches gesagt. Gleich und gleich gesellt sich halt gern. Jetzt weiß ich, dass sie im selben Ort wohnt wie ich und wie sie heißt, aber ausgemacht haben wir nichts, wiewohl ich schon drauf und dran war, sie nach ihrer Telefonnummer zu fragen, als es anfing zu regnen und auf dem Markt große Hektik ausbrach. Es waren eher nur wenige Tropfen, aber alle packten in Panik ein. Ohnehin war es ungefähr Stichzeit, dass der Markt zu Ende ging und ich hatte fast alles Geld, das ich mitgenommen hatte, auch ausgegeben – für einen Pareo, eine Vorhangquaste, Räuchersalbei und Palo Santo, Lektüre, getrocknete Drachenfrucht und Kanarenbananen sowie drei Schmuckstücke…

ein interessanter alter Mann auf dem Flohmarkt

Für ein Sandwich von einem Food Truck, das tatsächlich richtig gut war, hat das Restgeld noch gereicht. Mit kross gebratenem Speck und Salat… Hmmmmm! Hatte ich schon vermisst!

en Maler auf dem Flohmarkt mit zwei blauen Kompositionen

Zu Hause stellte ich fest, dass auf der Dachterrasse der Empfang etwas besser ist als unten. Endlich mal ein paar Minuten ohne extreme Bildstörungen beim Videotelefonat! Letztens am Strand unten bei Nacht ging es zwar etwas besser als oben am Hang, aber es war mir dort zu kalt.

Den Advent habe ich dann mal auf den Abend nach dem Sonnenuntergang verlegt, den abzulichten ich nicht müde werde. Als Ziel hatte ich einen Weihnachtsmarkt in einem anderen Ort, ca. 15 Minuten entfernt, ausgewählt. Zuvor bekam ich noch von einer lieben Palmera, die auf Telegram in einer La-Palma-Gruppe geschrieben hatte, 32 Avocados für 5 Euro aus einer anderen Stadt quasi nach Hause geliefert. Ihr waren die Früchte von den Bäumen gefallen wegen des Unwetters, und sie wollte lieber, dass jemand noch was davon hat, als sie wegzuwerfen. Die grünen Dinger sind unbeschädigt und sogar fast alle noch recht hart. Die Avocados sollten nicht „Hass“ heißen, sondern „Liebe“! Allerdings werde ich nach der Menge Avocados sicher so schnell keine mehr wollen.

32 Avocados für 5 Euro

Nach einer bissel anstrengenden Fahrt im Dunkeln nach El Paso (es ging eine lange Zeit steil auf einer Art löchrigem Feldweg den Berg hoch – langsam glaube ich, die ganze Insel hat nur solche Straßen), ging es mir so wie Michel Sardou in seinem Song „8 jours à El Paso“. Im texanischen El Paso hatte er also 8 Tage verbracht und beklagte sich, dass er in der Zeit kein einziges Pferd gesehen habe. In meinem Fall: ich hab keinen Weihnachtsmarkt gesehen. Ich habe auch herumgefragt. Ne, der sei schon beendet. Es gab noch eine festliche Weihnachtsdeko und ein Haus, das sehr adventlich dekoriert war, in dem ein Bett ausgestellt war als Weihnachtskrippe. Was das für eine Tradition sein soll, entzieht sich leider meinem Verständnis.

Eindrücke von der verwaisten Weihnachtsveranstaltung in El Paso (La Palma) mit Weihnachtsbett, was auch immer das soll, Girlanden, Engel und Araukarie

Auf den Straßen war weit und breit überhaupt nichts los, ein Parkplatz war leicht zu finden. Tja. Geregnet hatte es hier auch, und als ich herumstravanzte, wurde ich auch nass. Na gut. Sollte wohl nicht sein. So kehrte ich also wieder um und fuhr die lange Lochpiste wieder hinunter, in der Hoffnung, dann wenigstens in Tazacorte noch mal den Weihnachtsmarkt unsicher machen zu können. Am Ende erwartete mich dann aber auch ein bereits geschlossener Festplatz im trocken gebliebenen Tazacorte. Gestern hatte da abends das Leben ja noch getobt. Aber heute war dann wohl Schluss wegen Sonntag. In einem italienischen Restaurant (La Locanda) gab’s dann noch für mich köstliche Spaghetti Carbonara (nochmal Speck!) zu fortgeschrittener Stunde.

Spaghetti Carbonara und Aperol Spritz im La Locanda, Tazacorte

In der Zwischenzeit hatte sich jedoch etwas Tolles ergeben – ich hatte am Flohmarkt einen Künstler kennengelernt, der Workshops in meinem Ort und anderswo auf der Insel gibt. Ich habe mich an seinem Stand direkt für einen Tageskurs am 27.12. angemeldet – Skizzen kritzeln -, aber dann schrieb er mir, der sei leider doch schon voll. Ich könne aber tageweise an seinem Silvester-Workshop teilnehmen. Da gibt er einen 5-tägigen Kurs für Leute, die extra dafür auf die Insel kommen. Den könnte er zum halben Preis durch mich noch aufstocken. Wow! Ich habe mir gleich die Tage 31.12. und 1.1. ausgesucht, denn sie machen scheint’s auch noch eine Silvesterfeier, und dann habe ich da wenigstens schon mal was geplant. Schließlich habe ich hier bislang niemandem, mit dem ich irgendwie feiern könnte. Ist das nicht cool? Wie alles so einfach zu mir kommt. So schön!

Und als ich ihm bestätigte, „dann lösche ich also leider den 27.12. aus meinem Kalender“, hat er es sich nochmal überlegt und mir spontan für den Tag doch noch einen Platz zugesagt. Nun bin ich bestens versorgt. Und vielleicht freut sich da dann auch wer über den einen oder anderen Avocado.

© 2024 Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.

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  1. Martina

    Das war wirklich ein erfüllte Tag.
    Freue mich dass du die Gelegenheit hast, doch beim Workshop dabei zu sein.
    Drück dich ganz lieb

    • Manuela Hoffmann-Maleki

      Danke! Manches kommt einfach so wunderbar leicht zu mir, das ist so schön! Möge es bei dir in Zukunft auch so werden! Lieben Gruß!

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