Heute möchte ich mich vom gestrigen Tag erholen. Habe immer noch genug Adrenalin in den Adern! Somit wende ich mich mal eher dem Nichtstun zu. Und der Innenschau. Ihr bekommt hier einen Schwurbelbeitrag (aber ohne Verschwörungstheorien oder Chemtrails) vorgelegt – esoterisches Geseihere nach Manu-Art. Vielleicht trotzdem nett zu lesen, wenn Being John Malkovich nicht reicht, und Being Manuela mal was anderes wäre. Falls Eure Zeit knapp bemessen ist, lest einfach drüber hinweg und morgen weiter. Ihr wisst: ich kann auch normal.

Da ich selber hier mehr als genug Zeit habe, habe ich mit der Raunachtsvorbereitung begonnen. Obwohl ich im letzten Jahr irgendwie was falsch gemacht haben muss, denn da ist aus meinen Wünschen nicht wirklich viel geworden. Ich hatte mir nur Impulse aus dem tiefsten Inneren aufgeschrieben, die mir selber manchmal richtig merkwürdig vorkamen. Dafür hatte es im Vorjahr unfassbar gut geklappt.

Für die, die noch nicht wissen, was Raunächte sind, das sind einige Tage „zwischen den Jahren“, also von Weihnachten bis Heiligdreikönige, die ganz besonders sein sollen. Wäsche sollte man da nicht waschen und aufhängen, das haben manche von zu Hause gelernt. Angeblich könnten sich negative Energien oder womöglich Geister drin verfangen. Das Haus könnte man räuchern, damit nur Gutes drin hängen bleibt. Überflüssiges darf gehen. Etwas Neues darf kommen. Etwas Besseres!

Da herrscht insgesamt auf unserem Planeten eine sonderbare Energie, in der man Wünsche wahr werden lassen kann und es ist eine Zeit, in der man seine Träume gut anschauen sollte, denn sie wollen einem etwas sagen. Zumindest, wenn man sich darauf eingestellt hat, dass man etwas Vernünftiges träumen möchte, das einem weiterhilft, und zu sich selber gesagt hat, man möchte bitteschön andernmorgens auch noch wissen, was man geträumt hat. Dann direkt aufschreiben, bevor es weg ist! Traumtagebuch ins Bett legen!

Für die Wünsche kann man jedenfalls den Samen setzen. Morgen ist der beste Tag, um diese Wünsche zu formulieren. Zwölf für das nächste Jahr und noch einen dreizehnten. Die schreibt man auf einzelne gleiche Zettel und faltet die. Eine schöne Schatulle wäre ein guter, feierlicher Aufbewahrungsort. Dann wird am ersten Tag (gerne der 25.12., es gibt aber noch andere Möglichkeiten) ein Wunsch gezogen, und der soll dann im ersten Monat wahr werden, der zweite Wunsch im Februar usw.

Am Ende hat man einen Wunsch übrig, der dann in der Eigenverantwortung liegt. Den versucht man dann übers Jahr so gut wie möglich wahr zu machen. Die anderen Wünsche lässt man los, viele verbrennen den Zettel dann mit Brimborium, um den Wunsch symbolisch dem Universum zu übergeben. „Mach du, ich halt mich raus! Danke, dass du das für mich erledigst! Love you, Universum!“

Ich nehme also einen dritten Anlauf. Vielleicht sollte ich nicht so sehr meine Seele befragen, was die so möchte, sondern auch vernünftig mitdenken. Die Wahl des Termins, zu dem dann eine Umsetzung naht, überlasse ich weiterhin dem Schicksal. Ich werde aber mithelfen, den Faden nicht komplett loslassen wie 2024.

Wenn man selber nichts tut, braucht man sich vielleicht nicht zu wundern, wenn sich nichts ergibt. Zumindest sollte man stets nach Vorzeichen und Hinweisen Ausschau halten, kleinen Wegweisern, die nur für einen selbst gemeint sind – ein Fetzen aus einem Liedtext, der einen anspringt, ein Schild am Straßenrand, ein Satz in einem Buch oder wie hier: auf La Palma bin ich ja auch nur, weil ich nach einem Zeichen gefragt hatte, was ich denn tun soll, und das nächste, was mir ins Auge sprang, war das Angebot meiner lieben Facebook-Mitschriftstellerin Judith, ihr Haus für drei Monate unterzuvermieten.

Hätte ich nicht zugegriffen, hätte nichts draus werden können. Nun schauen wir mal, wo es hinführt, das weiß ja noch keiner außer der Vorsehung, die mir die Laus in den Pelz oder die Kirsche auf die Torte gesetzt hat. Irgendwas wird sie damit schon bezwecken wollen.

Somit habe ich auch heute den Impuls gehabt, dass „Manifestieren“, also etwas handfest zu machen, das von manifestare und vom Wort manus – Latein für Hand – also vom „hand-greifbar und danach dann offensichtlich für alle erkennbar machen“ stammt, ja auch irgendwie mit meinem Namen Manuela (der allerdings aus dem Hebräischen kommt und „Gott mit ihr“ heißt) verwandt ist, zumindest in Anklängen. Vielleicht, da Nomen ja Omen ist, hat es ja auch seine Bewandtnis damit, dass ich besonders gut im Manifestieren sein kann. Aus der Luft greifen und zu Materie oder Situation werden lassen. Brainstorming mit Umsetzung.

Ich habe das bereits erkannt, als ich meinen Lebenspartner in mein Leben gezogen habe, und im selben Jahr bei ganz ganz vielen Dingen. Und mit einigen Frauen mache ich jeden Mittwoch eine Zoom-Runde, in der wir das, was wir in der nächsten Woche erreicht haben möchten, inbrünstig voller guter Energie gemeinsam einer Vision gleich vorhersehen (nachdem jede gesagt hat, was sie braucht). Und tatsächlich haben wir eine überdurchschnittlich gute Erfolgsquote, sagen wir: irgendwas zwischen 70 und 90 Prozent davon klappt. Und was nicht klappt, kommt sehr oft ein bis mehrere Wochen später noch nach.

Wenn was nicht funktioniert, war der Weg, den man sich vorgestellt hat, zu detailliert, dann geht es nach Revision der Wunschvorstellung irgendwie grob auf einem anderen Weg, der aber in die richtige Richtung führt. Ich muss sagen, ich bin begeistert davon, was man auf diese Weise erreichen kann! Joe Dispenza zeigte uns genau, wie es geht, Brigitte Kern, die Ahnenheilerin, erklärte uns ganz viele wichtige Details, und schwupps: es glückt! Das ist eine Power, die wohl jeder irgendwo tief in sich drin trägt – aber da wir in der westlichen Welt erzogen worden sind, an solche Dinge nicht zu glauben, sondern nur das gelten zu lassen, was man messen und belegen kann, kann nicht jeder darauf zugreifen. Es erfordert ein willentliches Umdenken. Eine sehr große Änderung der Sichtweise.

In Bezug auf meine Überlegungen zum Wort Manu – also in Verbindung zu den Händen – I can handle it – viel mir ein: but can I footle it? Das ist ja aktuell das Problem, das ich lösen muss. Welche Schritte will ich nicht gehen, wo ist der Widerstand, der mich zurückhält? Was zerrt da in die andere Richtung, so dass ich nicht richtig ausschreiten kann? Das ist wie bei dem lateinamerikanischen Tanz, der Cumbia. Eine Tanzlehrerin hatte erklärt, den tanzten früher die Sklavinnen, die an einem Fuß angebunden waren. Zum Trotz tanzten sie dennoch. Halt mit dem anderen Fuß.

Dieser wie angebundene linke Fuß mit seiner Achillesferse beschert mir einen beschränkten Wirkungskreis. So wie damals, als ich im Riesenhaus meiner Eltern nur ein neun Quadratmeter großes Zimmer hatte, in dem ich den allergrößten Teil meiner Kindheit verbrachte (wenn ich nicht im Garten war). Mein Wirkungskreis war also immer unter Kontrolle von anderen. Nach den Eltern meine Großeltern, dann mein Lover, mein Ehemann, danach meine Kids, dann wieder meine kranken Eltern.

Auch bei den Elefanten ist das ja so, dass die, wenn sie klein sind, an einen Pflock angebunden sind, der sie gerade so noch hält. Wenn sie aber riesig groß sind, trauen sie sich immer noch nicht, auszubrechen, weil sie glauben, dass dieses inzwischen winzig neben ihnen wirkende Stöckchen sie daran hindert, die große weite Welt zu erkunden. Sie könnten einfach über das Ungemach hinweggehen. Viel größer denken, sich nicht klein halten lassen. Die ganze Welt steht offen!

So wäre das auch bei mir. Aber dann: dann habe ich keinen Halt mehr. Dann bin ich selbst für alles verantwortlich. Oder es geht mir wie einem Luftballon, der aus der Hand des Kindes gleitet, das ihm heulend hinterhertrauert. Der Luftballon, plötzlich frei und ungebärdig, trudelt im Wind und wird hin- und hergebeutelt. Dazwischen jubiliert er bestimmt, wie wunderherrlich es da ist, so viel Raum und so schön hoch droben, mit der spektakulären Aussicht, ganz allein mit dem Wind und den Wolken. Vielleicht wird ihm auch schlecht vom vielen Sich-Drehen oder er kriegt Angst vor einem Vogel, der ihm gerne mit dem Schnabel zusetzen würde.

Letztendlich ist er jedenfalls unbeherrschbar und irgendwann geht ihm die Luft aus. Dann senkt er sich müde herab, oder wenn er Pech hat, wird er porös und rast in einer kreischenden Rückstoßwelle im Zickzack durch die Gegend – ein letztes Aufflackern vor dem traurigen Einstauben als labbriger Gummifetzen in irgendeinem Gestrüpp oder Müll- und Decksammelsurium, das ein leidenschaftsloser Kehrer anhäuft.

Die riesige Blüte von gestern geht den Weg alles Irdischen, und auch die stolze Indianerfeder, die einst am Stämmchen auf der Terrasse wuchs, verfällt zusehends

Soviel zu meinen geistigen Höhenflügen. Man muss wissen, wann man damit aufhört. Am besten, bevor das Thema der Ohnmacht durch Fremdmanipulation (hier: der Wind) auftritt!

Auf jeden Fall wird mir da bewusst, dass in meinem Innersten noch irgendwas hier Einspruch erhebt. Es ist eine alte Angst, so wie beim armen, demütigen Elefanten. Was wäre ich ohne diese Angst! Was wäre der Elefant stolz, wenn er diese blöde Pflockgeschichte nie erlebt hätte. Was bräuchte ich denn in diesem Fall am meisten?

Meine Seele sagt: jemanden, der hinter mir steht. So jemanden habe ich. Ich bin himmeldankbar dafür, dass er in meinem Leben ist! Dankedankedanke! Auch meine Freundinnen halten zu mir, und mein älterer Sohn unterstützt mich ebenfalls in meinem Tun. Ansonsten braucht man dazu einen gestärkten Rücken. Ja, und wer, wenn nicht ich mit meinem Metallgestänge im Rücken und der zusätzlichen Verstärkung durch Knochen-Beton-Gemisch und der Prothese zwischen den Wirbeln hat einen so gestärkten Rücken wie ich!

Zwar habe ich stetig Panik, dass irgendwas mich umwerfen und zum Zerschellen bringen könnte, aber eigentlich sollte ich mir mal überlegen: mein Rücken hat sogar eine eingebaute Stütze, eine Gehhilfe, eine Stehhilfe, ich hab die Unterstützung immer dabei! Ich hab eine Rückenstärkung und könnte mit Rückenwind der Welt trotzen. Meine starke Rückwand, meine starke Rückhand. In der Hand Gottes oder des Schicksals oder des Universums und der meines Partners und meiner Freunde, die schützend ihre Hände auf mich legen. Eine eingebaute Rüstung. Wer hat denn schon so was? Noch dazu von besonderem Wert. Titan. Ich bin kostbar! Ich hab innere Werte. Im Rücken und in der linken Hand auch dank meines Handgelenkbruchs vor Jahren. Mit der Stütze kann ich noch mehr händeln.

Und mit dem Rücken berücken, zu Leibe rücken, Dinge vom Fleck rücken, aufrücken, vorrücken, Protagonistin sein. In meinem Leben bin ich das auf jeden Fall. Niemand in meinem Leben kann so wichtig sein wie ich, denn wenn ich nicht mehr da bin in meinem Leben, ist das Leben vorbei. Dann ist für alles andere das Licht ausgegangen. Ich bin das Licht in meinem Leben. Ich und mein Rücken. Und mein linker Fuß.

Ist es nicht herrlich, wenn man mal Zeit hat, über sich nachzudenken? Solche Gedanken geben einem doch Kraft! Und hätte ich jetzt nicht den Nachmittag so mit Schreiben vertrödelt, wäre mir das Angebot entgangen, das sich hier hupenderweise auf der Straße eröffnet hat. Ein Lieferwagen fuhr vor, auf dem Pasteleria stand und wartete mit laufendem Motor. Ich war mir nicht sicher, ob das ein Händler war, denn zuletzt hatte ich sowas im Iran erlebt oder in Deutschland, als regelmäßig ein Wagen vorfuhr, aus dem mit Megaphon verkündet wurde: „Scheeene Katoffi, fümf Pfund a Maaak!“ Wie ihr erkennt, ist das schon lange her. Ich ging runter, tat so, als wolle ich nur den Müll rausbringen und fragte mal harmlos, ob der was verkaufen will. Ja, wollte er.

So habe ich ein paar kleine Stückchen Kuchen verschiedenster Art gekauft und ein Kartoffelbrot. Wie toll! Jetzt ist genau die richtige Zeit für einen schönen Kaffee mit Kuchen. Was für ein Geschenk!

Kartoffelbrot und kleine Kuchenstückchen vom fahrenden Bäckerladen

© 2024 Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.