Der heutige Morgen stand nochmal im Zeichen der Raunachtsüberlegungen. Ich habe alle blöden Erlebnisse und Vorkommnisse, die mich im letzten Jahr bedrückt haben, aufgeschrieben, auf einem anderen Zettel habe ich dann den Kontrapunkt dazu notiert, so dass das Widernis nicht mehr auftritt – z.B.: “Meine Freunde hatten 2024 so viel Leid in ihrem Leben, das hat auch mich runtergezogen” – und ins Gegenteil verwandelt: “Meine Freunde haben 2025 so viel Freude in ihrem Leben, dass es mein Herz erhebt”. Den Miesmacherzettel habe ich dann verbrannt. Das war einmal. Jetzt ist es vorbei, ab jetzt wird alles gut und rein!
Später hatte ich einen Zoom zum Thema Freiheit – Digitale Nomaden – Überall leben, wo man möchte. Solche Gedanken können einem ja schon kommen, wenn man den Winter hier ist. Da überlegt man sich ja, ob das vielleicht eine Möglichkeit wäre, so etwas öfter zu machen. Und wie man dann den Partner optimal einbinden könnte, wenn der nicht so reisefreudig ist wie man selbst. Ich bin halt irgendwie ein hupferter Typ ohne meterlange Wurzeln, der noch nie ein Problem mit Heimweh hatte.
Nicht mal nach in Indien, wo ich im Krankenhaus lag, habe ich gesagt: Gottseidank, jetzt wieder Deutschland! Denn dort war das Krankenhauspersonal, so unglaublich freundlich zu mir, dass für mich die Anwesenheit dieser Menschen (und es waren viele verschiedene, die täglich in mein Zimmer kamen) jeden Tag ein Geschenk war. Das indische Essen konnte ich nicht mehr sehen, das ist wohl wahr; wenn man zum Frühstück schon feurigscharfe Knoblauchsuppe bekommt, ist der Tag schon gelaufen. Jedenfalls, wenn man so wie ich, Knoblauch nicht verträgt. Meine Wurzeln sind eher die Verstrickungen, die mich an Haus und Hof gebunden halten, Ahnengeschichten, Sentimentalitäten und Erinnerungen. Aber nicht, dass ich nicht wo anders auch glücklich sein könnte.
Nun bin ich aber hier, vergesst Indien ganz schnell! Augenmerk liegt wieder auf La Palma… Nach dem Zoom düste ich mit meinem Töff in Windeseile zum Hafen hinunter, wo heute auch ein Zeichenkurs des Leons von gestern stattfand. Die anderen hatten bereits seit 20 Minuten begonnen, aber das hinderte mich nicht daran, fleißig mitzumachen. Heute ging es um den Themenkomplex Collage, dem ich mich dann in zwei Bildern widmete.
Es hat wieder total Spaß gemacht, und ich war absolut im Flow. So eine Arbeit am Bild ist ja wie eine Meditation. Man vergisst komplett die Welt außenherum. Ich hatte dann noch die Idee, mein Bild am Rand anzuschmurzeln, nachdem ich heute schon mit dem Zettel am Morgen rumgezündelt hatte. Ein einheimischer Tagedieb hatte ein Feuerzeug für mich. Einen Teil des einen Bildes habe ich auch mithilfe eines Gullideckels schraffiert, bzw. diesen durchgepaust (Frottage). Einen 10.000er Geldschein habe ich auch mit eingebunden. Dass es keine Euros waren, könnt Ihr Euch denken, von denen gibt es ja keine so großen Scheine.
Ich war jedenfalls zufrieden mit dem heute neu Entstandenen. Leon fand wieder für jedermann die passenden Worte, belebte intensiv jedes Gemälde von innen, so dass er dessen Einzigartigkeit in einer Wortkaskade erfrischend und wohltuend herabrieseln ließ und jeder sich fühlte, als sei sein Bild das Beste der ganzen Gruppe. Leon beherrscht das einfach. Das ist eine Stärke, die ungewöhnlich ist, finde ich. Ich wünschte, solche Kunstlehrer hätte ich mal gehabt! Stattdessen kamen sie mit einem Rotstift und schmierten ihre Verbesserungsvorschläge in das fertige Bild, so dass es für immer verdorben war. Das war nur frustrierend und ich bekam jedes Mal eine Riesenwut, nachdem ich mich so angestrengt hatte.
Im Anschluss an den sehr netten Malkurs gab es heute ein ebenso fröhliches Abendessen in lustiger Gesellschaft – ich hatte gefragt, ob jemand noch zum Essen geht, und drei Personen, die das eigentlich nicht vorhatten, haben kurzentschlossen ihre Abendpläne umgestellt. Dann bekam ich einen feinen Schmaus – einen Kaiserbarsch (Alfonsiño) mit Weißwein. Da wir den Fisch aber zu zweit verspeisten, war er vorher auf sehr merkwürdige Weise geteilt worden, denn auch der Kopf war der Länge nach durchgeschnitten worden, und das sah irgendwie nicht so prickelnd aus. Ein Bild des Schreckens füge ich bei. Enjoy! Oder gruselt Euch im Stillen. Auf jeden Fall ein toller Nachmittag und Abend auch heute. Es macht so viel Spaß, nicht nur die eigenen schrägen Gedanken zu wälzen, sondern auch über die gedanklichen Höhenflüge der anderen mitzuschmunzeln!
© 2024 Manuela Hoffmann-Maleki (Letteratour) – Ich. Einfach unver-besserlich.
Martina
Manu du bist schon wieder zu spät gekommen. Hat dich der Insel Rydem schon infiziert. Töff ist in der Schweiz ein Mofa, hieß bei uns früher Quickly. Die Kaiser Liesel ist früher immer mit so einem durchs Dorf gedüst. Mit engem Rock den es dann durch die Sitzhaltung hochgezogen hat und man ihre Strumpfhalter sah. Als Kind fand ich das seeeeehr interessant
Freut mich dass dir das Insel Leben so gut gefällt. Leben auf einer Insel ist anders, man trifft sich wieder, ist eine Gemeinschaft. Vor allem auf einer kleinen Insel. Ich könnte nur auf einer Insel leben dauerhaft wenn ich wie im Moment nicht an Deutschland gebunden wäre. Eben auch wegen diesem Rydem 🏝️
Manuela Hoffmann-Maleki
Das hatte gute Gründe – zwei in Teilen parallel angesetzte Veranstaltungen. Aber… let the rhythm take you over! Das Töffli war bei uns daheim immer ein kleines Auto (meins hier ist das größte, das ich bislang gefahren habe, ist also so, wie wenn in einem Western ein Kerl wie ein Bär “Tiny” genannt wird).